20/10/2025
Haus- und Wohnungs-“Besetzung” (Okupación) auf Mallorca
1. Was versteht man unter „Besetzung“ / „Okupación“ auf Mallorca?
Unter dem Begriff “Okupación” wird gemeinhin verstanden, dass ein Wohnobjekt — Haus, Wohnung oder auch ein leerstehender Betrieb — ohne Zustimmung des Eigentümers (oder ohne gültigen Miet-/Pachtvertrag) von Personen in Besitz genommen wird, die nicht zur legitimen Nutzung befugt sind.
Auf Mallorca und generell in Spanien unterscheidet man dabei grob zwei Hauptfälle:
Allanamiento de morada (Einbruch in die Wohnung oder Haus), wenn es sich um eine bewohnte Wohnung handelt: Begrifflich geht es darum, dass eine Wohnung oder ein Haus als „heimstätte“ des Eigentümers oder rechtmäßigen Nutzers gilt und ohne Erlaubnis betreten oder besetzt wird.
Usurpación (Unrechtmäßige Aneignung) – wenn z. B. eine leerstehende Immobilie, ein nicht genutztes Haus oder ein Gebäude, das nicht als ständige Wohnstätte dient, von Dritten eingenommen wird.
Auf Mallorca berichten Eigentümer und Nachbarn zunehmend von Fällen, in denen Objekte, insbesondere leerstehende Häuser oder Wohnungen, von sogenannten „okupas“ genutzt werden – oft mit negativer Wirkung für die Eigentümer und/oder für die umliegende Nachbarschaft.
2. Warum passiert das auf Mallorca?
Einige Gründe und Rahmenbedingungen, die auf Mallorca eine Rolle spielen:
Viele Immobilien stehen zeitweise leer (Ferienhäuser, Zweitwohnungen, Investitionsobjekte). Leerstand erleichtert das Eindringen oder Besetzen.
Immobilien- und Mietmarkt sind angespannt, sodass es für manche Personen attraktiver ist, eine leerstehende Immobilie ohne Erlaubnis zu nutzen.
Gesetzliche und praktische Hindernisse für Eigentümer, schnell das Objekt zurückzuerlangen: lange Verfahren, bürokratische Hürden. Zum Beispiel wird die “Usurpación” oft nicht direkt durch die Polizei sofort gelöst, sondern es kann eine gerichtliche Anordnung notwendig werden.
In manchen Fällen organisierte Strukturen: In einem Fall wird auf Mallorca angegeben, dass Nachbarn eine Art “Mafia” vermuten, die leerstehende Gebäude kontrolliert.
Politischer und rechtlicher Diskurs: Die Balearen-Regierung (Región de Islas Baleares) prüft Maßnahmen gegen Personen, die wegen Okupación verurteilt sind, z. B. Ausschluss von Miet- oder Wohnbeihilfen.
3. Rechtliche Situation auf Mallorca / Spanien
Wichtigste Aspekte:
Die spanische Gesetzgebung sieht sowohl deliktische Tatbestände als auch zivilrechtliche Ansprüche vor. Zum Beispiel: Das Strafgesetzbuch (Código Penal) unterscheidet zwischen dem Eingriff in die Heimstätte (allanamiento de morada) und der unbefugten Aneignung (usurpación).
Mit der Reform der Ley de Enjuiciamiento Criminal („LECrim“) im Jahr 2025 (≈ Ley Orgánica 1/2025) wurde vorgesehen, Fälle von Okupación bzw. unrechtmäßiger Nutzung schneller über “juicio rápido” abwickeln zu können – etwa eine Frist von ca. 15 Tagen für bestimmte Verfahren.
Auf den Balearen (also auch Mallorca) wurden Gesetze bzw. Regelungen vorbereitet, wonach Personen, die wegen Okupación verurteilt wurden, für eine bestimmte Zeit von staatlichen Miet- oder Wohnbeihilfen ausgeschlossen sein sollen.
Die örtliche Polizei empfiehlt Eigentümern im Fall einer Okupación, nicht auf eigene Faust zu versuchen, das Objekt zu räumen oder gewaltsam vorzugehen, sondern die formalen Wege zu gehen: Anzeige erstatten, gerichtliche Schritte einleiten.
Was heißt das konkret für Eigentümer?
Wenn es sich um eine Wohnung, in der Sie selbst wohnen oder gewöhnlich wohnen, handelt (also Ihre Haupt- oder Ferienwohnung, in der persönliche Sachen stehen), und jemand ohne Genehmigung eingedrungen ist, so handelt es sich oft um allanamiento de morada. In solchen Fällen kann die Polizei schneller eingreifen.
Wenn es sich hingegen um ein Objekt handelt, das leersteht, oder z. B. ein Gewerbeobjekt, oder eine Zweitwohnung, die längere Zeit nicht genutzt wird, dann greift oft der Begriff usurpación – hier sind die Verfahren länger und komplexer.
Der wesentliche Unterschied: Ob Sie als Eigentümer die Sache regelmäßig nutzen bzw. die Nutzung klar sichtbar ist oder ob das Objekt praktisch schon “aufgegeben” war. In letzterem Fall sind die Rechte schwieriger durchzusetzen.
4. Typische Fälle auf Mallorca – Herausforderungen & Risiken
Einige realistische Szenarien und worauf Sie achten sollten:
Leerstehende Fincas oder Anwesen: In ländlichen Gebieten oder Peripherien von Mallorca stehen manche Häuser längere Zeit leer und werden von Okupas genutzt. Oft ist es schwierig für die Eigentümer, dies zu entdecken und rechtlich konsequent vorzugehen.
Wohnungen in Wohnanlagen oder Stadtgebieten von Palma: Auch hier wird berichtet, dass angrenzende Nachbarn durch Lärm, Unruhe, Unsicherheit betroffen sind, weil Okupas das Objekt nutzen.
Objekte mit touristischer Nutzung oder Zweitwohnung: Wenn Sie eine Wohnung haben, die Sie nur gelegentlich nutzen oder vermieten wollen, besteht ein höheres Risiko, dass sich jemand einnistet und es schwierig wird, schnell zu reagieren.
Finanzielle Folgen: Neben dem emotionalen Stress kann das bedeuten: Mietausfall, Schäden, Reinigungskosten, mögliche rechtliche Kosten für Klage/Verfahren, Risiko eines Werteinbruchs des Objekts – zur Zeit, da niemand regulär darin wohnt oder aufsieht.
Image- und Nachbarschaftsrisiken: In Wohngegenden kann die Nutzung durch Okupas dazu führen, dass Nachbarn sich unsicher fühlen, was das Umfeld belastet. Beispiele zeigen, dass Nachbarn schon “weggezogen” sind, weil sie sich nicht mehr sicher fühlten.
5. Was können Eigentümer auf Mallorca konkret tun –
Schritt für Schritt
Hier ein Leitfaden mit konkreten Handlungsschritten, wenn Sie den Verdacht haben oder tatsächlich eine Besetzung Ihres Objekts vorliegt:
5.1 Vorbeugung
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Objekt nicht offenbar leerstehend ist:
Halten Sie regelmäßig Besuch, Reinigung oder Pflege.
Schalten Sie Beleuchtung ein oder setzen Sie Zeitschaltuhren, um “bewohnter” Eindruck zu erzeugen.
Alarmanlage mit den Firmen der Insel
Gute Sicherung: Türen, Fenster, Schlösser, Alarmanlage. Je schwieriger ein Zugriff, desto geringer das Risiko.
Kontrolle von Nebengebäuden, Garagen, Abstellräumen – oft Einstiegspunkte.
Nachbarn informieren: Wenn Sie längere Zeit abwesend sind (z. B. ausländisches Eigentum), könnten Sie einen vertrauenswürdigen Nachbarn oder Hausverwalter bitten, gelegentlich nach dem Rechten zu sehen.
Versicherung prüfen: Manche Haus- oder Eigentumsversicherungen haben Klauseln bei Vandalismus oder unbefugter Nutzung – prüfen Sie, ob Ihr Rechtsschutz oder Gebäudeversicherung entsprechende Risiken abdeckt.
Registrierung und Meldung Ihrer Immobilie: Stellen Sie sicher, dass die Immobilie ordnungsgemäß im Grundbuch und bei den örtlichen Behörden verzeichnet ist, damit im Ernstfall Ihre Eigentümerstellung klar ist.
5.2 Sobald der Verdacht besteht
Dokumentieren Sie alles: Datum/Uhrzeit des ersten Auffälligkeiten, Fotos von Fremdnutzung (Fahrzeuge, Licht, Aktivität), Nachbarn-Zeugen.
Gehen Sie nicht selbst gewaltsam vor – das könnte Ihre eigene Position schwächen und rechtliche Nachteile bringen. Die Polizei rät zur formellen Anzeige.
Suchen Sie anwaltlichen Rat: Ein Anwalt für Immobilienrecht / Miet- und Wohnrecht auf Mallorca (oder Spanien) kann Sie über die örtliche Praxis und Ihren besten Weg beraten.
5.3 Rechtliches Vorgehen
Anzeige bei Polizei: Wenn es sich um eine Wohnung handelt, die Sie selbst nutzen oder als Eigentümer bereitgestellt haben und jemand unbefugt darin wohnt – Anzeige wegen „allanamiento de morada“.
Im Fall von leerstehender Immobilie: Verfahren wegen „usurpación“.
Mit der Reform 2025: Die Verfahren sollen schneller abgewickelt werden (z. B. maximal ~15 Tage) wenn alles korrekt eingeleitet ist.
Parallel: Zivilrechtlicher Anspruch auf Rückgabe der Immobilie („desahucio“) kann eingeleitet werden, insbesondere wenn die kriminelle Route nicht möglich oder zu langwierig ist.
Je früher, desto besser: Der Zeitpunkt der Besetzung, Ihre Meldung und Ihre Vorbereitung sind entscheidend.
5.4 Nach Räumung / Rückerlangung
Sofort neue Sicherung: Schlosswechsel, Alarmanlage, Kontrolle.
Sanierung & Dokumentation: Zustand dokumentieren, Nacharbeiten durchführen, Kosten erfassen.
Kommunikation mit Nachbarn: Informieren Sie die Nachbarschaft, dass die Immobilie wieder gesichert ist.
Überlegung zur weiteren Nutzung: Vielleicht eine regelmäßige Vermietung oder Aktivierung zur Nutzung, damit künftig Leerstand vermieden wird.
6. Besonderheiten auf Mallorca zu beachten
Auf Mallorca gibt es eine hohe Zahl von Eigentümern außerhalb Spaniens, die ihre Immobilie nur zeitweise nutzen oder vermieten. Diese “Abwesenheit” kann ein Risikofaktor sein.
Die legislativen Maßnahmen auf den Balearen haben gezeigt, dass es politische Bestrebungen gibt, Eigentümerrechte gegenüber Okupas zu stärken.
Speziell beliebt für Okupas sind Objekte, die:
längere Zeit leer stehen,
schlecht gesichert sind,
in denen die Eigentümer nicht regelmäßig präsent sind.
In ländlichen Gebieten oder in den Außenbereichen ist die Überwachung schwieriger und oft kommen Eigentümer lange nicht in den Genuss einer praktischen Intervention.
Auch das Klima spielt mit: Mallorca ist eine beliebte Zweitwohnsitz- und Ferieninsel, das erzeugt eine spezielle Situation von “Zweitwohnungsleistungsrückgang / Leerstand” außerhalb der Saison.
7. Grenzen und Risiken – Realistische Erwartungen
Es ist wichtig, realistisch zu sein:
Selbst mit einer guten Absicherung und rechtlichem Vorgehen kann die Rückerlangung von Besitz Zeit benötigen. Trotz Reformen bleibt der Verwaltungs- und Gerichtsweg bestehen.
Nicht jede Verwendung einer Immobilie durch Dritte ist automatisch “Kriminalfall” – z. B. wenn ein Mietvertrag existiert oder wenn es sich um eine komplexe rechtliche Nutzungsform handelt.
Bei Personen mit anerkannten sozialen Härtefällen (z. B. Familien mit Minderjährigen) kann sich der Prozess verlangsamen – die Gesetzgebung setzt zwar Grenzen, aber in der Praxis gibt es Ausnahmen.
Kosten und Aufwand können hoch sein: Anwaltskosten, Gerichtskosten, mögliche Reparatur- und Nutzungs-Folgekosten.
Es können Folgeschäden entstehen – Wertverlust durch negative Nachbarschaft, Imageverlust, mögliche Erhöhungen der Versicherungsprämien etc.
8. Fazit
Für Eigentümer auf Mallorca gilt: Proaktivität ist entscheidend. Je früher Sie handeln — Sicherung, Nutzung, Dokumentation — desto größer die Chancen, eine Besetzung zu verhindern oder zumindest schneller zu lösen. Die gesetzlichen Reformen und politischen Maßnahmen gehen in die richtige Richtung, doch der Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie gut Sie vorbereitet sind und wie schnell Sie beim Auftreten eines Problems handeln.
Wenn Sie vermuten, dass Ihre Immobilie bedroht ist durch Okupación oder bereits besetzt wurde, empfehle ich Ihnen dringend, sofort Rechtsberatung vor Ort (Baleares/Mallorca) einzuholen, die Lage genau zu prüfen, und dann entsprechend die geeigneten Schritte einzuleiten.